ARFID – Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder oder Selektive Essstörung

ARFID

 

ARFID steht für „Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder.

Dabei handelt es sich um eine Essstörung, bei der Betroffene Essen stark einschränken oder verweigern, ohne dass dabei ein Körperbildproblem oder eine Angst vor Gewichtszunahme im Vordergrund stehen. Stattdessen liegt der Fokus oft auf der Abneigung gegen bestimmte Texturen, Geschmäcker oder Gerüche, oder auf der Angst vor unangenehmen körperlichen Reaktionen beim Essen. Man spricht auch von ’selektiver Essstörung‘.

Menschen mit ARFID haben häufig Schwierigkeiten, genügend Nährstoffe und Kalorien aufzunehmen, was zu Mangelerscheinungen führen kann. Die Gründe für die Essensverweigerung können vielfältig sein, zum Beispiel negative Erfahrungen mit bestimmten Lebensmitteln, sensorische Empfindlichkeiten oder psychische Belastungen.

Typische Anzeichen sind:

  • Deutliche Einschränkung der Nahrungsmittelauswahl
  • Gewichtsverlust oder Wachstumsstörungen bei Kindern
  • Mangelernährung und Nährstoffdefizite
  • Soziale Isolation, weil Essen in Gesellschaft schwierig ist
  • Angst oder Unwohlsein beim Essen

ARFID kann in jedem Alter auftreten, ist aber häufig bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Die Behandlung erfolgt meist durch eine Kombination aus Psychotherapie, Ernährungsberatung und manchmal medizinischer Unterstützung. Ziel ist es, die Essgewohnheiten zu verbessern, Ängste abzubauen und eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen.

Ziel der Therapie

Das Ziel der Therapie bei ARFID (Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder) ist es, die Essgewohnheiten zu verbessern und eine ausgewogene, vielfältige Ernährung zu ermöglichen. Dabei soll vor allem erreicht werden, dass die betroffene Person wieder Vertrauen in das Essen fasst, ihre Angst vor bestimmten Lebensmitteln abbaut und eine ausreichende Nahrungsaufnahme sicherstellt.

Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, mögliche Mangelerscheinungen zu vermeiden oder zu beheben, die durch die eingeschränkte Ernährung entstehen können. Zudem soll die psychische Belastung reduziert werden, um das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität zu steigern.

Kurz gesagt: Die Therapie zielt darauf ab, die Essstörung zu überwinden, die körperliche Gesundheit zu sichern und das Selbstvertrauen im Umgang mit Lebensmitteln wiederherzustellen.

 

Bedeutung einer individuellen Behandlung

Eine individuelle Behandlung bei ARFID ist sehr wichtig, weil jede betroffene Person unterschiedliche Ursachen, Ängste und Essgewohnheiten hat. Durch eine auf die Person zugeschnittene Therapie kann gezielt auf ihre speziellen Bedürfnisse eingegangen werden. Das bedeutet, dass die Therapie individuell angepasst wird, um die besten Ergebnisse zu erzielen. So kann beispielsweise die Art der psychotherapeutischen Ansätze, die Auswahl der Lebensmittel oder die Unterstützung durch Familienmitglieder genau auf die jeweilige Situation abgestimmt werden. Eine individuelle Behandlung erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Genesung, weil sie die persönlichen Herausforderungen und Lebensumstände berücksichtigt. Damit wird sichergestellt, dass die Person die Unterstützung bekommt, die sie wirklich braucht, um ihre Essgewohnheiten zu verbessern und sich wieder wohl beim Essen zu fühlen.

Psychotherapeutische Ansätze

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

      • Umgang mit Ängsten und Vermeidungsmustern

Der Umgang mit Ängsten und Vermeidungsmustern bei ARFID ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
Es ist hilfreich, die Ängste schrittweise anzugehen, um sie nicht zu überfordern. Das bedeutet oft, dass man gemeinsam mit einem Therapeuten kleine Schritte plant, bei denen die betroffene Person langsam neue Lebensmittel ausprobiert oder sich mit bestimmten Situationen auseinandersetzt. Dabei ist es wichtig, Geduld zu haben und die Fortschritte zu feiern, auch wenn sie klein sind.
Vermeidungsmuster, also das Vermeiden bestimmter Lebensmittel oder Situationen, werden nach und nach durchbrochen, um das Vertrauen in das Essen wieder aufzubauen.
Auch Entspannungsübungen und Techniken zur Stressbewältigung können helfen, Ängste zu reduzieren.
Das Ziel ist, die Angst vor bestimmten Lebensmitteln oder Situationen zu verringern, damit die Person wieder freier und ohne Angst essen kann.

      • Entwicklung neuer Essgewohnheiten

Die Entwicklung neuer Essgewohnheiten bei ARFID ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung.
Es ist ein Prozess, der Geduld und Unterstützung erfordert.
Zunächst wird oft gemeinsam mit einem Therapeuten ein individueller Plan erstellt, um schrittweise neue Lebensmittel in den Alltag zu integrieren. Dabei geht es darum, kleine, realistische Ziele zu setzen, um die Angst vor bestimmten Lebensmitteln zu verringern und das Vertrauen beim Essen wieder aufzubauen. Wichtig ist, dass die neuen Essgewohnheiten positiv erlebt werden, um die Motivation zu stärken.
Auch das Schaffen einer angenehmen und entspannten Atmosphäre beim Essen kann dabei helfen, neue Gewohnheiten zu festigen.
Mit der Zeit und durch kontinuierliche Unterstützung können sich die Essgewohnheiten allmählich verändern, sodass die Person wieder vielfältiger und freier essen kann.

Expositionstherapie

      • Schrittweise Konfrontation mit vermeidenden Lebensmitteln

Die schrittweise Konfrontation mit vermeidenden Lebensmitteln bei ARFID ist eine bewährte Methode, um Ängste abzubauen und das Essverhalten zu verbessern. Dabei geht es darum, die betroffene Person behutsam und in kleinen Schritten an die vermeidenden Lebensmittel heranzuführen. Zuerst kann man beispielsweise nur den Geruch oder die Textur des Lebensmittels wahrnehmen, ohne es direkt zu essen. Im nächsten Schritt könnte man eine kleine Menge probieren, die gut verträglich ist, und diese allmählich steigern, wenn die Person sich dabei wohl fühlt. Wichtig ist, dass die Konfrontation in einem sicheren und unterstützenden Umfeld stattfindet und die Person die Kontrolle behält. Geduld und positive Verstärkung sind entscheidend, um die Angst nach und nach zu verringern. Mit dieser Methode kann die Person lernen, ihre Ängste zu überwinden und wieder mehr Vertrauen in das Essen zu gewinnen.

      • Aufbau von Vertrauen und Akzeptanz

Der Aufbau von Vertrauen und Akzeptanz bei ARFID ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung. Es geht darum, eine sichere und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sich die betroffene Person wohl und verstanden fühlt. Dazu gehört, geduldig zuzuhören und die Ängste und Vorbehalte ernst zu nehmen, ohne Druck auszuüben. Es ist hilfreich, kleine Erfolge zu feiern und positive Erfahrungen beim Essen zu fördern, um das Selbstvertrauen zu stärken.
Auch die Zusammenarbeit mit Therapeuten oder Fachkräften kann dabei unterstützen, individuelle Strategien zu entwickeln, die Akzeptanz fördern. Wichtig ist, dass die Person sich nicht für ihre Essgewohnheiten schämen muss und Schritt für Schritt lernt, sich selbst und ihre Bedürfnisse zu akzeptieren. Mit viel Geduld und Unterstützung kann so ein stabiles Fundament für eine gesündere Beziehung zum Essen entstehen.

Familienorientierte Therapie

      • Einbindung der Familie bei Kindern und Jugendlichen

Die Einbindung der Familie bei Kindern und Jugendlichen mit ARFID ist äußerst wichtig, um den Behandlungserfolg zu fördern und das Kind oder den Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen. Familie kann eine sichere und vertrauensvolle Umgebung schaffen, in der das Kind sich verstanden und akzeptiert fühlt. Es ist hilfreich, die Familie in die Therapie einzubinden, damit alle gemeinsam an einem Strang ziehen und die Strategien zu Hause umsetzen können. Dabei sollte die Familie ermutigt werden, geduldig und einfühlsam auf die Ängste und Vorbehalte des Kindes einzugehen, ohne Druck auszuüben. Positive Verstärkung und kleine Erfolge sind besonders motivierend und helfen, das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken. Auch offene Kommunikation und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen können dazu beitragen, die Akzeptanz und das Verständnis innerhalb der Familie zu verbessern. So kann die Familie eine wichtige Rolle dabei spielen, das Kind auf seinem Weg zu einer gesünderen Essbeziehung zu begleiten.

      • Unterstützung im häuslichen Umfeld

Die Unterstützung im häuslichen Umfeld ist für Menschen mit ARFID sehr wertvoll, um den Weg zu einer besseren Essbeziehung zu erleichtern. nnEs ist wichtig, eine angenehme und stressfreie Atmosphäre beim Essen zu schaffen, in der sich die Person sicher und wohl fühlt. Dazu gehört, geduldig zu sein und keine Erwartungen oder Druck aufzubauen, sondern kleine Fortschritte zu würdigen. Das Angebot von verschiedenen, aber vertrauten Lebensmitteln kann helfen, die Akzeptanz zu fördern. Auch das gemeinsame Essen in entspannter Atmosphäre, bei dem das Gespräch im Vordergrund steht, ist unterstützend. Es kann hilfreich sein, Routinen beim Essen zu etablieren, um Sicherheit zu geben. Zudem ist es wichtig, die Person bei Bedarf zu ermutigen, neue Lebensmittel auszuprobieren, ohne sie zu überfordern. Wenn Unterstützung im häuslichen Umfeld gut funktioniert, kann das den Heilungsprozess deutlich positiv beeinflussen.

Ernährungsberatung

 

    • Erstellung eines ausgewogenen Ernährungsplans

      • Es ist wichtig ist, individuell auf die Vorlieben und Abneigungen der betroffenen Person einzugehen und bei Bedarf einen Ernährungsberater oder Arzt zu konsultieren. Hier sind einige grundlegende Tipps:
      • Vielfalt langsam aufbauen: Versuche, schrittweise neue Lebensmittel einzuführen, die den Vorlieben ähneln, um die Akzeptanz zu erhöhen.
      • Nährstoffreiche Lebensmittel wählen: Integriere Lebensmittel, die viele Nährstoffe enthalten, wie z.B. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, mageres Fleisch, Fisch, Milchprodukte oder pflanzliche Alternativen.
      • Kleine Portionen anbieten: Biete kleine Mengen an, um Überforderung zu vermeiden, und steigere die Portionen nach und nach.
      • Regelmäßige Mahlzeiten: Versuche, feste Essenszeiten einzuhalten, um eine Routine zu schaffen.
      • Kreative Zubereitung: Variiere die Zubereitungsarten, um das Interesse am Essen zu fördern, z.B. durch Backen, Dünsten oder kreative Präsentation.
      • Positive Atmosphäre: Schaffe eine angenehme Essensumgebung, in der das Essen ohne Druck genossen werden kann.
      • Unterstützung und Geduld: Ermutige die Person, neue Lebensmittel auszuprobieren, und sei geduldig bei Fortschritten.
    • Förderung einer vielfältigen Nahrungsmittelauswahl

      • Die Förderung einer vielfältigen Nahrungsmittelauswahl bei ARFID ist ein wichtiger Schritt, um die Essgewohnheiten zu erweitern und die Nährstoffversorgung zu verbessern. Hier sind einige freundliche Tipps, wie du das unterstützen kannst:
  1. Schrittweise Einführung: Beginne mit Lebensmitteln, die der Person bereits vertraut sind, und füge nach und nach ähnliche, neue Lebensmittel hinzu. Das reduziert Unsicherheiten und fördert die Akzeptanz.
    2. Gemeinsames Probieren: Biete neue Lebensmittel in einer entspannten Atmosphäre an, idealerweise gemeinsam mit vertrauten Speisen, um das positive Erlebnis zu verstärken.
    3. Kreative Präsentation: Gestalte die Mahlzeiten ansprechend, z.B. durch bunte Anrichten oder interessante Formen, um das Interesse zu wecken.
    4. Verschiedene Zubereitungsarten: Probiere unterschiedliche Zubereitungsweisen aus, z.B. roh, gekocht, gebacken oder gedünstet, um herauszufinden, was gefällt.
    5. Kleine Schritte: Ermutige die Person, kleine Mengen auszuprobieren, ohne Druck auszuüben. Erfolgserlebnisse motivieren und fördern die Bereitschaft, neue Lebensmittel zu akzeptieren.
    6. Positive Verstärkung: Lobe Fortschritte und zeige Verständnis für eventuelle Rückschläge. Geduld ist hier sehr wichtig.
    7. Routine und Flexibilität: Versuche, regelmäßig neue Lebensmittel anzubieten, aber sei auch flexibel und respektiere die Grenzen der Person.
    • Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme

      • Die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme bei ARFID ist sehr wichtig, um den Betroffenen zu helfen, ihre Essgewohnheiten zu verbessern und sich wohler beim Essen zu fühlen. Hier sind einige freundliche Tipps, die dabei helfen können:
        1. Geduld und Verständnis: Zeige stets Geduld und Verständnis, um Druck zu vermeiden. Das schafft eine angenehme Atmosphäre und fördert das Vertrauen.
        2. Kleine Schritte: Ermutige die Person, kleine Mengen zu essen, und lobe jeden Fortschritt. Das stärkt das Selbstvertrauen und motiviert weiter.
        3. Regelmäßige Mahlzeiten: Versuche, feste Essenszeiten einzuhalten, um eine Routine zu schaffen, die Sicherheit gibt.
        4. Positive Atmosphäre: Sorge für eine entspannte und angenehme Essensumgebung, in der sich die Person wohlfühlt und ohne Stress essen kann.
        5. Unterstützung anbieten: Begleite die Person beim Essen, sei es durch Gespräche oder einfach nur durch Präsenz, um Unsicherheiten zu reduzieren.
        6. Alternativen anbieten: Falls bestimmte Lebensmittel abgelehnt werden, biete ähnliche, vertrauenswürdige Alternativen an, um die Nährstoffaufnahme zu sichern.
        7. Professionelle Hilfe: Es kann sehr hilfreich sein, einen Therapeuten, Ernährungsberater oder Arzt einzubeziehen, der auf ARFID spezialisiert ist. Sie können individuelle Strategien entwickeln und begleiten

Medizinische Betreuung

Überwachung von Mangelerscheinungen

Die Überwachung von Mangelerscheinungen bei ARFID ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, um sicherzustellen, dass Betroffene alle notwendigen Nährstoffe erhalten und keine gesundheitlichen Schäden entstehen. Hier sind einige freundliche und verständliche Informationen dazu:
Warum ist die Überwachung wichtig? Da Menschen mit ARFID oft nur eingeschränkt essen, besteht die Gefahr, dass sie bestimmte Vitamine, Mineralstoffe oder andere wichtige Nährstoffe nicht in ausreichender Menge aufnehmen. Das kann zu Mangelerscheinungen führen, die sich auf die Gesundheit auswirken. Daher ist es wichtig, regelmäßig den Nährstoffstatus zu kontrollieren.
Was wird überwacht? Typischerweise werden folgende Werte überprüft: – Blutbild (z.B. Eisen, Vitamin B12, Folsäure) – Vitamin- und Mineralstoffspiegel (z.B. Vitamin D, Calcium, Zink) – Weitere spezifische Tests je nach individuellem Bedarf.
Wie erfolgt die Überwachung? Die Überwachung erfolgt meist durch regelmäßige Arztbesuche, bei denen Blutproben genommen werden. Der Arzt oder Ernährungsberater kann anhand der Ergebnisse feststellen, ob Mängel vorliegen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.
Was tun bei Mangelerscheinungen? Wenn Mängel festgestellt werden, kann die Behandlung z.B. durch Nahrungsergänzungsmittel, spezielle Ernährungspläne oder die Einführung neuer Lebensmittel erfolgen. Ziel ist es, die Nährstoffversorgung zu verbessern und die Gesundheit zu stabilisieren.

Warum ist die kontinuierliche Kontrolle wichtig?

Da sich der Ernährungszustand im Verlauf der Behandlung verändern kann, ist eine regelmäßige Überwachung notwendig, um frühzeitig auf Mängel zu reagieren und die Behandlung anzupassen

Ergänzung von Vitaminen und Mineralstoffen

Die Ergänzung von Vitaminen und Mineralstoffen bei ARFID kann eine wichtige Rolle spielen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen oder zu behandeln. Hier sind einige freundliche und verständliche Informationen dazu: (Diese Hinweise ersetzen keine ärztliche Behandlung)

Warum ist die Ergänzung wichtig? Da Menschen mit ARFID oft nur eingeschränkt essen und bestimmte Lebensmittel meiden, besteht die Gefahr, dass sie nicht alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge aufnehmen. Eine gezielte Ergänzung kann helfen, Defizite auszugleichen und die Gesundheit zu unterstützen.

Welche Vitamine und Mineralstoffe werden häufig ergänzt? Das hängt vom individuellen Bedarf ab, aber häufig werden ergänzt: – Vitamin D (wichtig für Knochen und Immunsystem) – Eisen (bei Blutarmut oder Mangelerscheinungen) – Vitamin B12 (für Nerven und Blutbildung) – Folsäure – Zink – Calcium – andere je nach Blutwerten und Symptomen.

Wie erfolgt die Ergänzung? Die Ergänzung kann durch Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten, Kapseln oder Tropfen erfolgen. Wichtig ist, dass die Dosierung individuell abgestimmt wird, idealerweise in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater.

Was sollte man beachten? Nicht eigenmächtig hohe Dosen einnehmen, da zu viel auch schädlich sein kann. – Regelmäßige Kontrollen der Nährstoffwerte sind wichtig, um die richtige Dosierung zu gewährleisten. – Die Ergänzung sollte immer Teil eines ganzheitlichen Behandlungsplans sein, inklusive Ernährungsumstellung und Psychoedukation.

Was ist bei der Einnahme zu beachten? Es ist hilfreich, die Ergänzung regelmäßig einzunehmen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, um langfristig die Nährstoffversorgung zu sichern. Auch die Zusammenarbeit mit Fachleuten ist entscheidend, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Behandlung von Begleiterscheinungen

Häufige Begleiterscheinungen bei ARFID

        1. Untergewicht oder Mangelernährung
        2. Wachstumsverzögerungen (bei Kindern/Jugendlichen)
        3. Mikronährstoffmängel (z. B. Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin D)
        4. Gastrointestinale Beschwerden (z. B. Verstopfung, Blähungen)
        5. Angststörungen und/oder Zwangsstörungen
        6. Sensorische Empfindlichkeiten (Textur, Geruch, Geschmack)
        7. Soziale Isolation (z. B. bei gemeinsamen Mahlzeiten)

Psychische Begleiterscheinungen – Behandlung

  1. Angststörungen / Zwangsstörungen
  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Ziel ist es, Essensängste zu reduzieren und Essverhalten zu normalisieren.
  • Expositionstherapie mit Reaktionsverhinderung: Besonders effektiv bei sensorischen Aversionen oder Angst vor Würgen/Erbrechen.
  • Evtl. medikamentöse Unterstützung (SSRI wie Sertralin oder Fluoxetin) bei komorbider Angst oder Depression – unter fachärztlicher Aufsicht.
  1. Autismus-Spektrum-Störung (falls vorhanden)
  • Therapieansätze müssen ggf. angepasst werden (strukturierter, reizärmer, visuelle Unterstützung).
  • Zusammenarbeit mit Verhaltenstherapeuten, Ergotherapeuten und ggf. Logopäden.

Körperliche Symptome – Behandlung

  1. Mangelernährung
  • Ernährungsberatung durch eine auf ARFID spezialisierte Diätassistenz.
  • Einsatz von nährstoffreichen Zusatznahrungen (z. B. Trinknahrung).
  • Blutbildkontrollen zur Erkennung von Defiziten (z. B. Ferritin, Vitamin D, Zink, etc.).
  1. Wachstumsverzögerung
  • Bei Kindern: engmaschige Kontrolle durch Kinderarzt.
  • Ggf. pädiatrischer Endokrinologe einschalten bei schwerem Verlauf.
  1. Gastrointestinale Beschwerden
  • Oft sekundär zu restriktiver Ernährung → Behandlung z. B. durch:
    • Ballaststoffreiche Kost (langsam einführen)
    • Probiotika
    • Sanfte medikamentöse Hilfe bei Verstopfung (z. B. Macrogol)

 

Weitere unterstützende Maßnahmen

  • Ergotherapie: Bei ausgeprägten sensorischen Problemen.
  • Essensverhaltenstraining (Feeding Therapy): Besonders bei Kindern hilfreich.
  • Familientherapie oder Elterntraining: Um elterliche Unterstützung zu stärken.
  • Soziale Kompetenztrainings: Bei Rückzug oder Schulvermeidung.

 

Fazit

Die Behandlung von Begleiterscheinungen bei ARFID muss individuell angepasst und interdisziplinär durchgeführt werden – idealerweise durch ein Team aus:

  • Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Psychotherapie
  • Ernährungsmedizin / Diätassistenz
  • Kinderarzt / Hausarzt
  • Weitere Fachtherapeuten (z. B. Ergo-, Logo-, Verhaltenstherapie)

Weitere unterstützende Maßnahmen

 

Langfristige Begleitung

    • Kontinuierliche Unterstützung
    • Rückfallprävention

Die Rückfallprävention bei ARFID (Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder) ist ein zentraler Bestandteil der Langzeitbehandlung. Da ARFID häufig chronisch verlaufen kann und in stressigen Lebensphasen wieder aufflammt, ist eine gezielte Strategie zur Rückfallvermeidung besonders wichtig.

 

 

Ziele der Rückfallprävention

  • Stabilisierung des Essverhaltens
  • Früherkennung von Warnzeichen
  • Aufrechterhaltung von Gewicht und Nährstoffstatus
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit
  • Vermeidung erneuter sozialer Isolation

 

Elemente eines Rückfallpräventionsplans

  1. Erkennen individueller Rückfallrisiken

  • Identifikation typischer Auslöser:
    • Veränderungen im Alltag (z. B. Schule, Umzug, Stress)
    • Infekte oder Magen-Darm-Erkrankungen
    • Neue oder alte sensorische Reize
    • Soziale Situationen (z. B. Essen mit anderen)

Strategie: Erstellen eines persönlichen „Frühwarnzeichen“-Profils.

  1. Etablieren eines strukturierten Essplans

  • Mahlzeiten regelmäßig und nach Plan
  • Keine langen Essenspausen (> 4 h)
  • Weiterführung der Vielfalt, nicht nur „Safe Foods“
  • Anwendung erlernter Strategien aus der Therapie (z. B. langsame Exposition, Reizgewöhnung)
  1. Psychologische Stabilisierung

  • Fortführung begleitender Psychotherapie (ggf. mit größeren Abständen)
  • Anwendung von Skills aus der kognitiven Verhaltenstherapie:
    • Gedanken-Tagebuch
    • Angstreduktionstechniken (z. B. Atemübungen)
  • Aufbau alternativer Stressbewältigung
  1. Einbindung des Umfelds

  • Eltern, Familie oder Partner werden in die Rückfallprävention eingebunden
  • Signale erkennen und unterstützend, aber nicht drängend reagieren
  • Gemeinsame Mahlzeiten als Übung erhalten
  1. Kontrolltermine und Monitoring

  • Regelmäßige ärztliche oder therapeutische Kontrollen (z. B. alle 4–8 Wochen zu Beginn)
  • Gewicht, Wachstum (bei Kindern), Laborwerte, Essverhalten dokumentieren
  • Fortschritte und kleine Rückschritte offen besprechen
  1. Krisenplan / Notfallstrategie

  • Was tun, wenn wieder Symptome auftreten?
    • Wer wird kontaktiert (z. B. Therapeut, Hausarzt)?
    • Welche Sofortmaßnahmen helfen (z. B. Rückgriff auf Safe Foods, Rückkehr zur Exposition)?
  • Idealerweise schriftlich festhalten („ARFID-Notfallplan“)

Praktische Empfehlungen

Maßnahme Zweck
Essprotokoll (z. B. 1× pro Woche) Früherkennung von Vermeidungsverhalten
Positivliste von tolerierten Lebensmitteln Bei Bedarf darauf zurückgreifen
„Food Challenge Day“ 1× pro Monat Neues Essen unter Anleitung testen
Regelmäßiger Kontakt zur Bezugstherapeut:in Motivation, Stabilisierung